Volkswagen rettet sich durch die Krise – Rückgänge und dennoch Gewinner
Jeder Autohersteller bekommt den Einbruch des Marktes zu spüren, der eine mehr, der andere weniger. Wenn nun groß die Umsatzeinbrüche von Volkswagen hervorgehoben werden, sollte nicht vergessen werden, eines in die Waagschale zu werfen: Europas größter Autobauer schlug sich vergleichbar gut in der Absatzkrise und verlor angesichts einen eingebrochenen Marktes von gut 18 Prozent nicht einmal fünf Prozent an Fahrzeugabsätzen. Zusätzlich wurde die Marktposition nun auf einen inzwischen zweistelligen Prozentanteil gestärkt. Die Anleger danken dies VW heute auch – und die im DAX notierte Volkswagen-Aktie stieg gleich um fast fünf Prozent. Es ist also trotz einem schwierigen ersten Halbjahr 2009 Erleichterung zu spüren, dass die Krise nicht ganz so hart zugeschlagen hat wie bei anderen Autoherstellern.
Die ganzen Infos dazu in der Pressemitteilung des Volkswagen Konzerns:
„Volkswagen Konzern erwirtschaftet im ersten Halbjahr Operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro
Weltweiter Marktanteil steigt auf 12 Prozent
Konzernbereich Automobile weist deutlich höheren Netto-Cash-flow aus
Netto-Liquidität des Konzernbereichs Automobile bei über 12 Milliarden Euro
Der Volkswagen Konzern hat im ersten Halbjahr seine weltweite Wettbewerbsposition ausgebaut und seine finanzielle Basis gestärkt. In den ersten sechs Monaten lieferte Europas größter Automobilhersteller weltweit 3,1 (1. Halbjahr 2008: 3,3) Millionen Fahrzeuge aus. In einem um rund 18 Prozent rückläufigen Gesamtmarkt lag das Minus damit nur bei 4,4 Prozent. Dadurch wuchs der weltweite Pkw-Marktanteil auf 12,0 (9,9) Prozent. Der Umsatz sank volumenbedingt in den ersten sechs Monaten um 9,4 Prozent auf 51,2 (56,5) Milliarden Euro. Das Operative Ergebnis betrug 1,2 (3,4) Milliarden Euro, davon entfallen 928 Millionen Euro auf das saisonal starke zweite Quartal. Nach Steuern wurde ein Ergebnis von 494 (2.572) Millionen Euro erwirtschaftet.
Der Netto-Cash-flow des Konzernbereichs Automobile verbesserte sich im ersten Halbjahr deutlich auf 4,3 (2,3) Milliarden Euro. Auch die Netto-Liquidität im Automobilbereich steigerte Volkswagen. Diese lag zum 30. Juni 2009 mit 12,3 Milliarden Euro um 4,3 Milliarden Euro höher als noch zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres.
Winterkorn: „Sind mit Modell des Mehrmarkenkonzerns bestens gerüstet“
„Der bisherige Jahresverlauf zeigt, dass wir mit unserem Modell des Mehrmarkenkonzerns bestens gerüstet sind. Auch in einer besonders schwierigen Phase auf den internationalen Automobilmärkten ist es uns gelungen, wichtige Marktanteile zu gewinnen. Damit haben wir unsere Ausgangsposition auf dem Weg an die Spitze weiter verbessert“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen Aktiengesellschaft, Prof. Dr. Martin Winterkorn, am Donnerstag bei der Vorlage des Halbjahresberichts. „Durch unser solides Geschäftsmodell haben wir es auch bei widrigen Rahmenbedingungen verstanden, unsere finanzielle Stärke auszubauen. Dies lässt sich auch an unserer starken Netto-Liquidität ablesen“, ergänzte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. „Die Erhaltung unserer finanziellen Handlungsfähigkeit hat höchste Priorität. Gleichzeitig investieren wir mit Augenmaß in die Erneuerung und Erweiterung unseres zukunftsweisenden Produktportfolios“, so Pötsch.
Investitionen in neue Modelle und Standorte trotz schwierigem Umfeld
Der Volkswagen Konzern hat trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiter in wichtige Zukunftsprojekte investiert. Die Sachinvestitionen im Automobilbereich stiegen um 14 Prozent auf 2,5 (2,2) Milliarden Euro. Die Mittel flossen vor allem in neue Fertigungsstandorte und in Modelle, die in diesem und im nächsten Jahr auf den Markt kommen, sowie in die ökologische Ausrichtung der Modellpalette. Die Sachinvestitionsquote belief sich auf 5,6 (4,3) Prozent. „Unser technologisches Leistungsvermögen ist enorm. Dieses werden wir trotz der anhaltenden Krise gezielt ausbauen“, sagte Winterkorn.
Marken und Geschäftsfelder
Die Modelloffensive des Konzerns zeigt erneut Wirkung: Neu eingeführte Modelle wie der Volkswagen Golf VI, Audi Q5, Škoda Superb und SEAT Ibiza erreichten erfreuliche Absatzzahlen. Die Marken Volkswagen Pkw, Audi, Škoda und SEAT schnitten besser ab als der Gesamtmarkt. Die Entwicklung der einzelnen Marken und Geschäftsfelder wurde aber weiterhin erheblich durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise belastet. Die Marke Volkswagen Pkw verzeichnete von Januar bis Juni ein niedrigeres Operatives Ergebnis von 216 (1.295) Millionen Euro.
Die Premiummarke Audi verbuchte einen Absatzrückgang um 13,6 Prozent. Mit einem deutlich positiven Operativen Ergebnis von 823 (1.299) Millionen Euro wurde jedoch eindrucksvoll die hohe Wettbewerbsfähigkeit unter den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen belegt. Die in den Kennzahlen von Audi enthaltenen Werte der Marke Lamborghini lagen aufgrund der schlechten Marktentwicklung ebenfalls unter Vorjahr.
Bei der Marke Škoda führte ein knapp 26 Prozent rückläufiger Absatz zusammen mit den anhaltend ungünstigen Wechselkursverhältnissen zu einem Operativen Ergebnis von 135 (381) Millionen Euro.
SEAT verzeichnete aufgrund der weiterhin verschärften Situation auf dem spanischen Pkw-Markt bei einem Absatzrückgang von 25 Prozent ein Operatives Ergebnis von -159 (2) Millionen Euro.
Den Absatzeinbrüchen im Luxussegment konnte sich die Marke Bentley nicht entziehen. Dies führte zu einem Operativen Ergebnis von -114 (85) Millionen Euro.
Volkswagen Nutzfahrzeuge profitierte von dem Verkauf des brasilianischen Nutzfahrzeuggeschäfts im ersten Quartal und erzielte im Halbjahr ein Operatives Ergebnis von 463 (215) Millionen Euro.
Scania erzielte ein Operatives Ergebnis von 48 Millionen Euro.
Einen wichtigen Beitrag zum Gewinn des Volkswagen Konzerns leisteten erneut die Volkswagen Finanzdienstleistungen. Das Operative Ergebnis belief sich auf 321 (523) Millionen Euro.
Verbesserung der Wettbewerbsposition weiterhin angestrebt
Für den weiteren Jahresverlauf ist nicht mit einer nachhaltigen Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Situation zu rechnen. Die Aussichten bleiben unsicher und die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwierig. Das Wachstum der Weltwirtschaft wird im Jahr 2009 negativ ausfallen. Von dieser Entwicklung sind die globalen Automobilmärkte besonders betroffen. Sie werden sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich negativ entwickeln.
Der Volkswagen Konzern wird sich dem Abwärtstrend zwar nicht entziehen können, aber wie bereits im ersten Halbjahr im Vergleich zum Gesamtmarkt besser abschneiden und in der Krise weiter Marktanteile hinzugewinnen. „Klar ist, dass die Geschäftsaussichten unsicher bleiben und wir weiterhin mit Risiken rechnen müssen. Wir haben aber nicht nur die nötige Größe, sondern auch ein enormes technologisches, ökologisches und ökonomisches Potenzial. Das zahlt sich jetzt in der Krise aus. Daher halten wir unverändert an unseren Zielen fest. So werden wir beispielsweise allein im laufenden Jahr im Markenverbund 60 neue Modelle, Produktaufwertungen und Nachfolger auf den Markt bringen“, so Winterkorn.
Die Umsatzerlöse des Volkswagen Konzerns werden, wie bereits angekündigt, infolge der rückläufigen Absatzsituation unter denen des Vorjahres liegen. Steigende Refinanzierungskosten und Mixverschlechterungen werden sich zusätzlich belastend auf das Ergebnis auswirken. Vor diesem Hintergrund geht Volkswagen unverändert davon aus, dass das Ergebnisniveau der Vorjahre nicht erreicht werden kann, der Konzern das Jahr 2009 aber mit einem Gewinn abschließen wird.“
(Quelle Pressemitteilung: Volkswagen)