Das deutsche Damen-Tennis lebt – und mit Mona Barthel siegt eine Aufsteigerin!
In Stuttgart findet derzeit der Porsche Tennis Grand Prix 2012 statt. Mit dabei ist auch Mona Barthel, die heute mit einem Sieg über Ana Ivanovic in die nächste Runde einzog. Die Zeichen stehen gut für das deutsche Damen-Tennis, auch wenn erst wieder in den Fed Cup aufgestiegen werden muss. Immer mehr Spielerinnen zeigen jedoch: wir sind auf dem Weg, den deutschen Profitennis in eine neue Ära zu bringen.
Mona Barthel im Porsche-Interview
„„Für mich kann es noch weiter nach vorne gehen“
Was für ein Saisonstart für Mona Barthel: In Hobart gewann sie den ersten WTA-Titel ihrer Karriere, in Indian Wells hatte sie Victoria Azarenka, die Nummer 1 der Welt, am Rande einer Niederlage. Und auf dem Weg nach Stuttgart fegte sie in Miami die ehemalige Weltranglistenerste Jelena Jankovic förmlich vom Platz. In der Porsche-Arena startete die 21-Jährige aus Neumünster am Mittwoch mit einem Sieg gegen die Serbin Ana Ivanovic in den Porsche Tennis Grand Prix.
Mona, Sie sind eine der Aufsteigerinnen dieser Saison. Wie fühlen Sie sich unter den besten Spielerinnen der Welt?
„Ich freue mich natürlich über die ganzen Erfolge, die ich erreicht habe. Letztes Jahr stand ich in der Weltrangliste noch auf 200, jetzt stehe ich auf 35. Das ist natürlich super. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es für mich noch weiter nach vorne gehen kann. Ich freue mich auf Stuttgart und darauf, weiter an meinem Spiel zu arbeiten. Es gibt viele Dinge, die ich noch verbessern kann.“
Verraten Sie uns, an was Sie da vor allem denken?
„An meinen Aufschlag zum Beispiel, der noch sicherer werden muss. Oder an meine Returns. Ich finde, ich kann da noch sehr viel machen, auch wenn das natürlich nicht einfach ist. Ich bin ja gerade erst dabei, mich an die vielen Turniere zu gewöhnen, an die vielen Reisen, an den Jetlag. Das alles hatte ich vorher nicht, da habe ich ja immer nur in Europa gespielt. Doch wenn ich das alles erst einmal durchgemacht habe, dann wird auch für mich vieles zur Routine werden und mir leichter fallen.“
Aber Spaß macht das doch auch, oder?
„Natürlich macht das Spaß. Tennis ist mein Traumberuf. Ich bin froh, dass ich jetzt Turniere spielen kann, die ich schon immer spielen wollte. In Indian Wells hatte ich ein super Match gegen Azarenka, in Miami ein super Match gegen Jankovic. Ich kann mich nicht beklagen. Das läuft alles sehr gut im Moment.“
Wie stecken Sie die Strapazen weg, die diese für Sie völlig neue Situation mit sich bringt?
„Für mich ist in diesem Jahr vieles neu. Ich habe nur Turniere gespielt, die ich vorher noch nie gespielt habe. Ich war das erste Mal in meinem Leben in Australien, danach in den USA, ich muss viel reisen und mit dem Jetlag klar kommen. Außerdem bin ich vermutlich eine der Spielerinnen mit den meisten Matches. Ich merke schon, dass das eine ganz andere Belastung ist, aber ich spüre auch, dass sich mein Körper langsam an diese Belastung gewöhnt.“
Sie haben sich mit dem Wechsel auf die WTA Tour bewusst Zeit gelassen. Sehen Sie das immer noch als den richtigen Weg?
„Auf jeden Fall. Ich bin ja auf eine ganz normale Schule gegangen, habe das Abitur in acht Jahren gemacht statt in neun und hatte dadurch natürlich sehr lange Schultage. Ich hatte kaum Zeit zu trainieren, höchstens zwei Stunden am Tag, und Turniere habe ich eigentlich nur in den Ferien gespielt. Trotzdem habe ich mir gesagt, ich mach jetzt erst mal Abi, dann habe ich wenigstens etwas, falls es mit dem Tennis nicht klappt. Als ich mich dann ganz auf Tennis konzentrieren konnte, habe ich mich sehr schnell verbessert. Das ist jetzt nicht mit 18 oder 19 passiert, wie bei vielen anderen Spielerinnen, doch das ist für mich völlig in Ordnung. Es ist ein sehr anstrengender Job, den wir machen, und es ist sicherlich nicht leicht, als Mädchen mit 15 oder 16 ohne die Eltern alleine durch die Welt zu reisen. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich meinen Weg so gegangen bin.“
Haben das auch Ihre Eltern so gewollt?
„Meine Eltern haben gesagt, ich soll auf jeden die Fachhochschulreife machen. Das war ihnen sehr wichtig. Als ich die hatte, habe ich gedacht, jetzt mache ich auch noch mein Abi, auf dieses Dreivierteljahr kommt’s auch nicht mehr an. Mir hat die Schule immer sehr viel Spaß gemacht, ich habe gerne gelernt und gedacht, warum soll ich jetzt damit aufhören? Ich war mit 16 einfach noch nicht bereit für eine Profikarriere, körperlich nicht und auch nicht mental. Durch den Weg, für den ich mich entschieden habe, bin ich vielleicht keine bessere Tennisspielerin geworden, aber ich bin erwachsener geworden und als Persönlichkeit gereift. Ich habe etwas abgeschlossen, habe etwas erreicht. Das hat mir auf jeden Fall geholfen.“
Hat es Sie nicht überrascht, wie schnell das alles gegangen ist?
„Natürlich bin ich etwas erstaunt. Ich freue mich aber riesig über das, was ich erreicht habe, denke aber auch, dass ich noch viel mehr kann. Ein, zwei Punkte mehr gegen Azarenka, viel hat nicht gefehlt, und wer weiß, wie es dann gelaufen wäre. Das sind so Gedanken, die ich mir mache. Aber wie gesagt, in einem Jahr von 200 auf 35 gekommen zu sein und einige Top-Spielerinnen geschlagen zu haben, damit kann ich schon sehr zufrieden sein.“
Wohin soll das jetzt noch führen? Setzen Sie sich ein bestimmtes Ziel?
„Nein, ich setze mir keine Ziele. In unserem Sport spielen so viele Dinge eine Rolle. Für mich ging es bisher glücklicherweise immer nur in eine Richtung. Ich bin nie abgestürzt in der Rangliste. Natürlich wäre es toll, wenn das so bliebe. Ich will auf jeden Fall noch weiter nach vorne kommen. Dafür werde ich alles tun. Ich werde versuchen, mein Spiel weiter zu entwickeln. Dann kommen die guten Resultate ganz von alleine.“
Und dann wollen Sie mit dem Porsche Team Deutschland sicherlich auch im Fed Cup spielen.
„Das ist eine schwierige Situation. Es gibt so viele gute Spielerinnen bei uns, vier sind in den Top 20, das ist unglaublich. Kaum habe ich mich verbessert, machen auch die anderen einen Schritt nach vorne. Natürlich ist es nicht einfach, wenn man als Nummer 35 der Welt nicht im Fed Cup spielt. Aber wie gesagt, ich werde weiter hart arbeiten. Irgendwann wird auch da meine Zeit kommen.““
Quelle Interview und Foto: Porsche