AvD-Warnung zum Schulbeginn 2012: Kinder nicht mit dem Rad zur Schule fahren lassen
Oft ist das Fahrrad für Schüler die einfachste und schnellste Methode zur Schule zu kommen, gerade wenn das öffentliche Verkehrsnetz keine gute Alternative bietet und der Weg zu Fuß zu weit ist. Doch der Automobilclub AvD warnt davor, Schulkinder einfach so mit dem Fahrrad zur Schule zu schicken, denn oft sind Schulanfänger gleichzeitig auch Verkehrs-Anfänger. Daher mahnt der AvD davor jüngere Kinder mit dem Rad zur Schule fahren zu lassen und fordert Eltern auf ihre Kinder sorgsam auf den Straßenverkehr vorzubereiten.
„AvD mahnt: Schulkinder auf dem Fahrrad besonders gefährdet
- Schulanfänger sind oft auch Verkehrs-Anfänger
- Eltern müssen den richtigen Zeitpunkt für den Radfahr-Einstieg finden
- AvD bietet online Möglichkeit, Gefahrenstellen gezielt zu melden
Darf und soll ein Schulkind mit dem Fahrrad zur Schule? Diese grundsätzliche Frage ist gewiss nicht neu und bietet wie jetzt, zum Beginn des neuen Schuljahrs, viel kontroversen Diskussionsstoff. Konflikte zwischen den Kindern („Ich will aber!“) und den Eltern („Nein, Du bist noch nicht so weit“) sind vorprogrammiert. Elterliche Sorge prallt auf kindliche Freude auf Bewegung und Selbstständigkeit.
Radanfänger gehören noch längst nicht in den Straßenverkehr
Sofern es sich um Grundschüler handelt, vertritt der AvD klar die Meinung vieler Verkehrspädagogen: Kinder vom ersten bis vierten Schuljahr sollten nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Denn erst mit acht Jahren kann ein Kind halbwegs zuverlässig Rad fahren – Super-Talente mal ausgenommen. Denn wenn ein Sechsjähriger seine Eltern auf dem Rad gemütlich durch den Wald begleitet, ist das etwas völlig anderes als den Stress einer ampelgeregelten großstädtischen Einfallstraße zu meistern. Zudem haben Kinder ein deutlich kleineres Gesichtsfeld als Erwachsene, sie sehen einfach weniger.
Das für uns Erwachsene so wichtige Registrieren sich anbahnender Gefahrensituationen „aus dem Augenwinkel“ fehlt ihnen völlig, von der für uns selbstverständlichen Routine im Verkehr ganz zu schweigen. Auch vermögen Radanfänger im Grundschulalter etwa nasses rutschiges Laub nicht einzuschätzen oder mit der einen Hand den Abbiegewunsch auszudrücken und gleichzeitig mit der anderen bewusst und doch maßvoll zu bremsen. Solche Mehrfachanforderungen, gepaart mit Angst und Unsicherheit, sind ein idealer Nährboden für Unfälle. Paradox: Es müssen sogar Bagatell-Unfälle passieren (hinfallen, rutschen, überbremsen), damit die Kleinen hieraus lernen können.
Andererseits: Wer als Mutter und Vater zu lange wartet und seine Kinder viel zu spät aufs Rad und in den Verkehr „entlässt“, erweist seinen Sprösslingen einen gefährlichen Bärendienst: Wer viel zu spät lernt, lernt vielleicht nie. Wie also den richtigen Moment für den Einstieg finden? Nur nach und nach erwirbt ein Kind die fürs Radfahren notwendigen Kompetenzen. Die Entwicklung vollzieht sich mehr sprunghaft als kontinuierlich. Der AvD meint: Außerhalb des Verkehrs- und Gefährdungsraums sollten Kinder so früh wie möglich mit dem Radfahren beginnen. Auf die Straße sollten sie aber erst mit neun, besser zehn Jahren. Hilfreich sind hier auch Fahrrad-Trainings, wie sie beispielsweise von der Verkehrswacht, oft auch in der Schule, angeboten werden.
Wichtig – sehr wichtig – auch die Technik: Das Kinderrad muss über eine solide Technik verfügen, darf aber nicht mit Ausstattung „überladen“ sein. Das lenkt nur ab und hilft kaum beim Fahr-Lernprozess. Eine robuste Dreigang-Naben-Schaltung, ein simples Zahlenschloss und vor allem gute Bremsen (vorne solide Felgen-, hinten Rücktrittbremse) sowie eine zuverlässig funktionierende Lichtanlage mit Nabendynamo, LED-Scheinwerfer und Standlicht: das reicht fürs Erlernen der Velo-Welt völlig.
Fahrradbekleidung muss vor allem hell sein, unverzichtbar ist der Helm. Am besten mit dem Kind gemeinsam aussuchen, denn der Kopfschutz muss nicht nur optimal passen, sondern auch „cool aussehen“.
Wichtig: Eltern begleiten ihre Kinder bei den ersten Schul-Radfahrten
Es liegt zunächst in der Verantwortung der Eltern, die Verkehrsverhältnisse zwischen Wohnort und Schule zu prüfen, dabei ist der kürzeste Weg selten der beste. AvD Tipp: die Kinder auf ihren ersten Fahrten begleiten, so dass sie einerseits konkrete Hinweise bekommen und anderseits registrieren, wie die Eltern welche Situation lösen. Und wenn es dann „ernst“ wird: Wenn es morgens zeitlich knapp ist, gilt: Ruhe bewahren und das Kind auf keinen Fall in Angst versetzen. Lieber eine formlose Entschuldigung für die Verspätung schreiben als ein hektisch radelndes Kind oder gar einen Unfall auf dem Weg zur Schule riskieren.
„Der sichere Schulweg“ – eine Initiative des AvD mit Online-Zugriff
Der AvD appelliert deshalb an alle erwachsenen Verkehrsteilnehmer, auf radelnde Schulkinder besondere Rücksicht zu nehmen, immer bremsbereit und besonders aufmerksam zu sein. Der Automobilclub von Deutschland und das Internet-Portal Mängelmelder.de haben 2011 die Kampagne “Der sichere Schulweg” gestartet, um das Unfallrisiko der Schulkinder zu verringern und – und das ist in dieser Form einzigartig – Gefahrenstellen gezielt zu entschärfen.
Die traurige Statistik belegt: Jährlich verunglücken auf deutschen Straßen etwa 30.000 Kinder. Alle 18 Minuten wurde im Jahr 2010 ein Kind in einen Unfall verwickelt und erlitt dabei Verletzungen. Unsichere Stellen auf dem Weg zur Schule können jetzt problemlos und schnell über Internet, Mobiltelefon oder Smartphone gemeldet werden.
Über die Internet-Plattform www.mängelmelder.de wird die Meldung, welche genaue Ortsangaben enthält, an die zuständigen Ämter weitergeleitet. Der Bearbeitungsstand kann online kontrolliert und mitverfolgt werden, es gibt einen Dialog zwischen Stadtverwaltung und Bürgern, nichts verläuft „im Sande“. Die neue Kategorie “Schulweg” wurde zu diesem Zweck von Mängelmelder.de und AvD eingerichtet. Die Anwendung kann kostenlos als App für Smartphones (z.B. iPhone) oder entsprechend ausgerüstete Mobiltelefone heruntergeladen werden.“
Quelle Pressemitteilung: AvD