Die Rückkehr Schumachers und die Preissteigerungen bei Mercedes-Benz
Für sieben Millionen Euro im Jahr geht es für drei Jahre zu Mercedes, um dort wieder in der Formel 1 zu fahren. Der Vertrag, den Schumi unterschrieben hat, sorgt auf der einen Seite für helle Freude bei vielen deutschen Formel 1-Fans, auf der anderen Seite auch für Wut und Unverständnis.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet trotz Schumacher-Rückkehr mit einem Absatzeinbruch von sechs Prozent bei Daimler. Dies sagte er im Bayerischen Rundfunk. Dort ließ er sich jedoch noch zu weiteren, klaren Worten hinreißen. „Warum sollte der Mercedes-Fahrer sich ausgerechnet wegen der Formel Eins für den Kauf eines Mercedes entscheiden? Das kann man kaum nachvollziehen“, wirft er in die Schumacher-Ja-oder-Nein-Diskussion ein. Seiner Ansicht nach ist es der Kunde, der für den Spaß Formel 1 und Schumacher-Comeback wird gradestehen müssen.
„Jedes Fahrzeug muss um 200 bis 300 Euro teurer verkauft werden, um die Formel Eins für Mercedes zu finanzieren“, sagte Dudenhöffer deshalb auch. Und streut damit noch mehr Salz in die sowieso schon offene Wunde. Das Comeback von Michael Schumacher kommt zu keiner guten Zeit – zumindest nicht für Daimler. Während BMW, Honda und Toyota der Formel 1 den Rücken kehren, erweitert Mercedes mit dem Schumacher-Vertrag zumindest in finanzieller Hinsicht das Engagement. Doch man muss Herrn Dudenhöffer wohl Recht damit geben, wenn er sagte, dass dies kaum zu einer Absatzsteigerung führen wird, auch wenn Daimler das gerne so hätte. Es ist zu vermuten, dass Daimler-Boss Dieter Zetsche den Deal aus Prestigegründen an die Angel gezogen hat, nicht aber aus wirtschaftlichen Gründen. Und das ist es, was fatal werden könnte für Daimler. Denn das nächste Jahr wird aller Voraussicht nach kein gutes Jahr für die Autobranche in Deutschland. Und dann nützt das ganze Image nichts mehr, wenn eine Schlüsselindustrie mehr und mehr einbricht…
Quelle Foto: Daimler
Dudenhöfer = Deppenhöfer
Der Schumacher-Deal ist unter dem Strich eine geniale Aktion, um unendlich viel Öffentlichkeitspräsen (=Werbung) zum Schnappchenpreis von 7 Mio zu bekommen. Vergleichbares mit kostenpflichtigen Werbeangeboten zu erreichen würde ein Vielfaches kosten.
Kleine Rechnung: Mercedes verkauft pro Jahr ca. 700.000 Autos. Gibt man Schumachers Gehalt direkt und ausschließlich über Neuwagenpreise an die Kunden weiter, so wird durch Schumacher jeder neue Mercedes 10€ teurer – wohlgemerkt gegenüber einem Fahrer, der umsonst fährt.
Werfen wir bei der Gelegenheit doch mal einen kleinen Blick auf die Gehaltsliste 2009: Trulli 7 Mio, Rosberg 7.5 Mio, Heidfeld 8 Mio, Button 9 Mio, Kubica 10 Mio, Massa 16 Mio, Alonso 20 Mio, Räikkönen 24 Mio, Hamilton 25 Mio.
Ich denke, es dürfte klar sein, dass Schumacher für 7 Mio selbst ohne den Image- und Aufmerksamkeitsfaktor bereits fast als Schnäppchen anzusehen ist. Dazu kommen Fanartikelverkäufe, die ohne Umwege einen Teil seines Gehalts refinanzieren werden.
Und dann der Werbewert: Fakt ist – ob man es sich vorstellen kann oder nicht – es werden durch das ganze Thema Schumacher Autos verkauft, und das nicht zu knapp. Wer sich ne kleine Vorstellung machen möchte kann hier lesen: http://www.motorsport-total.com/f1/splitter/2009/03/Virgin_in_Melbourne_Acht_Millionen_Euro_Werbewert_09033007.html
Die Ausgaben für das gesamte Formel 1 Projekt betragen ganz grob 100 Mio €/ Jahr, was pro Auto dann etwa 140€ ergibt – hierher stammen die übertriebenen „mehrere Hundert Euro pro Auto“. Diese 100 Mio werden zu einem ordentlichen Teil wiederum durch Sponsoren getilgt (Petronas allen voran). Rechnet man nun wieder den Imagegewinn und die dadurch mehr verkauften Autos heraus, muss man – nach dieser Rechnung – Daimler höchst dankbar sein, dass sie das Formel 1 Projekt betreiben, da es die Autos günstiger macht.
Dass sich nun der scheinbar äußerst kleingeistige Betriebsrat über Schumachers lächerliches Gehalt und das ganze Formel 1-Projekt beschwert, ist meiner Meinung nach völlig realitätsfremd und kurzsichtig. Es ist nicht so, als wäre das eine Investition ins Leere, und dass die Konzernspitze die Produktion teilweise ins Ausland verlegt hat, macht die Formel 1 nicht weniger wichtig für die Marke. Davon abgesehen ist es langfristig gesehen fast immer die falsche Entscheidung, aufgrund einer Krise die Werbung (und das ist die Formel 1 für Mercedes) zurück zu fahren.