Börsengang der Bahn erneut verschoben – Forderung nach mehr Kundenfreundlichkeit
Wer gedacht hätte, der Abgang von Hartmut Mehdorn als Chef der Bahn würde eine Grunderneuerung bei der Bahn mit sich bringen, hat sich gewaltig geirrt. Die ständigen Transportverweigerungen, die Mitarbeiter des immer noch staatlichen Unternehmens gegenüber Minderjährigen aussprechen, werfen kein gutes Licht auf die Bahn. Den Börsengang zu verschieben, war vieleicht die einzige Möglichkeit, Imagemäßig noch ein wenig zu retten, was zu retten ist. Auch wenn da nicht mehr viel übriggeblieben ist, gerade in den vergangenen Monaten.
„Ramsauer legt
Bahnbörsengang vorerst auf Eis
VCD: Staat muss Gemeinwohlverantwortung ernstnehmen / Kundenfreundlichkeit eingefordert
Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) begrüßt die Aussagen von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise den Börsengang der Deutschen Bahn AG (DB AG) vorerst ruhen zu lassen. Ähnlich hatte sich auch der Vorstandsvorsitzende der DB AG, Rüdiger Grube, geäußert.
Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender: *Verkehrsminister Ramsauer und Bahnchef Grube sind sich mit Blick auf die Auswirkungen der weltweiten Finanzmarktkrise offenbar einig, derzeit keinen Börsengang des Unternehmens zu riskieren. Im Gegenzug wollen beide mehr Wert auf Service und Kundenfreundlichkeit legen. Es freut uns, dass Bahnchef und Minister hier VCD-Positionen teilen. Bevor jedoch erneut über die Kapitalprivatisierung nachgedacht wird, muss nun die Zeit genutzt werden, um festzulegen, welche Rolle die Schiene im Rahmen einer nachhaltigen Verkehrspolitik in Zukunft spielen soll. Der Bund wird auch weiterhin seiner im Grundgesetz verankerten Gemeinwohlverantwortung für den Schienenverkehr und die zugehörige Infrastruktur verpflichtet bleiben. Um das zu gewährleisten, müssen Schienennetz, Bahnhöfe, Fahrpläne und Vertrieb im Falle einer Privatisierung aus dem Konzern herausgelöst und ein flächendeckendes Fernverkehrsangebot garantiert werden.
Den höchsten Vorrang in der Bahnpolitik müsse haben, mehr Menschen und Güter auf die umweltfreundlichere Schiene zu verlagern. Dafür sei eine qualitativ hochwertige und vernetzte Schieneninfrastruktur nötig, um die Bahn im Wettbewerb der Verkehrsträger attraktiver zu machen.
Heidi Tischmann, VCD-Bahnexpertin: *Es ist erfreulich, dass Minister Ramsauer und Bahnchef Grube die Fahrgäste und das Kerngeschäft der Bahn in den Mittelpunkt stellen. Wie der *VCD Bahntest* im vergangenen Jahr zeigte, wünschen sich die Bahnkunden neben mehr Sicherheit und Service vor allem pünktliche Züge. Ein Baustein dafür, das Fahrgäste schnell und bequem an ihr Ziel kommen, kann der sogenannte Deutschland-Takt sein, der die Angebote aller öffentlichen Verkehrsmittel vernetzt, das Bahnfahren attraktiver macht und mehr Fahrgäste in Busse und Bahnen bringt. Doch auch der Tarifdschungel in Fern- und Nahverkehr muss gelichtet und die Preise der DB AG dürfen nicht wie bisher alljährlich automatisch angehoben werden, ohne dass es Verbesserungen bei Qualität und Angebot gibt.“
Quelle Pressemitteilung: Verkehrsclub Deutschland