MPU-Beratungsstellen in Deutschland verdoppelt
Der ACE, der Auto Club Europa, veröffentlichte heute die „Suff-Crash-Schneise“, eine Deutschlandkarte, die Alkoholanfälle anzeigt. Zugleich konnte jedoch bekannt gegeben werden, dass sich die Zahl der Beratungsstellen für die MPU, die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, verdoppelt hat, da die Problematik von Fahren unter Alkoholeinfluss immer mehr erkannt wird und deswegen auch mehr Beratung stattfinden soll in Zukunft.
Die vollständige Mitteilung des ACE dazu:
„Zahl der MPU-Beratungsstellen verdoppelt
ACE veröffentlicht Deutschlandkarte mit Alkoholunfällen – „Suff-Crash-Schneise“ führt quer durchs Land.
Stuttgart / Trier (ACE) 26. Juni 2009 – Verkehrsteilnehmer unter Alkoholeinfluss hinterlassen eine von überdurchschnittlich vielen Verkehrsopfern gesäumte Schneise des Grauens. Sie zieht sich quer durch Deutschland.
Die breiteste Spur mit Toten und Verletzten reicht vom Südwesten bis in den Nordosten. Die meisten Alkoholunfälle mit Personenschaden (2007: 20.785) auf Deutschlands Straßen passieren – gemessen an der Einwohnerzahl – in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland. Doch die betroffenen Bundesländer ziehen bei der erforderlichen Bereitstellung von Einrichtungen zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) daraus offenbar unterschiedliche Konsequenzen. Dies geht aus einer Studie hervor, die der ACE Auto Club Europa anlässlich einer Tagung von Verkehrsrechtsexperten am Freitag in Trier vorgelegt hat. Während Mecklenburg-Vorpommern mit neun MPU-Einrichtungen inzwischen über ein relativ dichtes Netz von Begutachtungsstellen verfügt – auf solch eine Institution entfallen rechnerisch weniger als 187.000 Einwohner -, landet das Saarland bei der Versorgung mit derartigen Begutachtungsstellen von allen 16 Bundesländern auf dem letzten Platz. An der Saar kommen mit lediglich zwei Begutachtungsstellen mehr als eine halbe Million Einwohner auf eine einzige Einrichtung.
Nach Darstellung des ACE hat sich die Zahl der staatlich lizenzierten MPU-Begutachtungsstellen in den vergangenen zehn Jahren mit jetzt 259 Einrichtungen bundesweit mehr als verdoppelt, während gleichzeitig die Zahl der polizeilich festgestellten Alkoholverstöße von 230.800 (2001) auf 190.000 (2008) zurückgegangen ist. Bundesweit wurden auch deutlich weniger MPU-Gutachten ausgestellt, die sich speziell Alkoholsündern widmeten; 2001 waren es in dieser Kategorie noch 81.160, im Jahr 2007 wurden lediglich 61.293 solcher Testverfahren gezählt. Alkoholisierte Unfallverursacher beispielsweise müssen sich zur Wiedererlangung ihrer Fahrerlaubnis einer MP-Untersuchung unterziehen, die im Volksmund gewöhnlich Idiotentest genannt wird.
62,32 Prozent der Untersuchten, die im Jahr 2007 wegen Alkoholmissbrauch im Straßenverkehr erstmals aufgefallen waren, erhielten ihren Führerschein nach der MPU beziehungsweise nach einer anschließenden erfolgreich absolvierten Nachschulung wieder zurück. Von den Wiederholungstätern dagegen wurden im gleichen Zeitraum bereits 45 Prozent als ungeeignet für das Führen eines Kraftfahrzeugs angesehen, zitierte der ACE aus einem Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).
Der ACE kritisierte zugleich die Weigerung von Behörden, ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit vollständig zugänglich zu machen. So würden nach Bundesländern aufgeschlüsselte Zahlen über MPU-Absolventen nicht veröffentlicht.
Wie der ACE weiter berichtete, ist erstmals seit mehr als zehn Jahren 2007 die Zahl der Alkoholunfälle mit Personenschaden gegenüber dem Vorjahr wieder leicht angestiegen (20.785 = + 0,2 %). Unter Berufung auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (destatis) teilte der ACE mit, dass in jenem Jahr insgesamt 565 Menschen infolge eines Alkoholunfalls starben, das sind elf Prozent aller Verkehrstoten. 26.029 Menschen wurden den Angaben zufolge bei derartigen Unfällen teils schwer verletzt. Addiert man alle sonstigen Alkoholunfälle hinzu, gingen 2007 insgesamt 51.153 Kollisionen auf das Konto alkoholisierter Verkehrsteilnehmer. Die daraus resultierenden Unfallfolgekosten dürften nach Schätzungen des Clubs mehrere hundert Millionen Euro betragen.
Laut ACE will Anfang 2010 der 48. Deutsche Verkehrsgerichtstag in Goslar den sogenannten Idioten-Test einer kritischen Bewertung unterziehen. Die MPU stellt unter anderem Alkoholtätern eine Prognose zur Verkehrsbewährung aus. Den Fahrerlaubnis-Behörden dienen die Ergebnisse der MPU zur Vorbereitung ihrer Entscheidung über die Entziehung oder Neuerteilung einer Fahrerlaubnis.
Der ACE forderte, der Kampf gegen Alkohol und Auto müsse auf allen gesellschaftlichen Ebenen energisch fortgeführt werden. Alkoholkonsum und Teilnahme am Straßenverkehr seien prinzipiell unvereinbar. Der Club erinnerte zugleich daran, dass seit Februar 2009 die Bußgelder für Alkoholdelikte verdoppelt worden sind und bei Mehrfachtätern bis 1.500 Euro betragen können. Vom ACE wird allerdings auch auf eine polizeiliche Erfahrung hingewiesen, wonach allein das Risiko der Entdeckung und nicht die Höhe der Strafe abschrecke. Statistisch gesehen müsse jemand 600 Mal unter Alkoholeinfluss Auto fahren, um ein Mal erwischt zu werden.“
(Der Abdruck von Text und Grafik erfolgt mit freundlicher Genehmigung des ACE)