Wladimir Klitschko gegen David Haye Das Interview zur Weltmeisterschaft im Schwergewicht
Es ist ein wichtiger Kampf, der am Samstagabend stattfinden wird. Wladimir Klitschko gegen David Haye bedeutet nicht nur einfach Boxen, sondern es könnte beim Kampf Klitschko gegen Haye richtig zur Sache gehen. Doch was denkt der WBA-Champion David Haye über den IBO-, IBF- und WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko?
David Haye im RTL-Interview:
Werde Wladimir das Herz brechen
„Zum Titel-Vereinigungskampf zwischen IBO-, IBF- und WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko und WBA-Champion David Haye (2.7., ab 21.45 Uhr live bei RTL) hat RTL das folgende Interview mit dem Briten geführt.
Woran denken Sie während eines Trainings eigentlich? Stellen Sie sich Wladimir bildlich vor?
David Haye: „Ich stelle mir vor, wie Wladimir mit seiner Faust zu einem schnellen, knackigen, harten Schlag ausholt, gegen meine Brust boxt, mit seiner rechten Hand hervor schießt, und mich so schlimm wie nur möglich verprügelt. Deshalb haben wir auch viel an meiner Wirbelsäule gearbeitet, damit die auch im schlimmsten Fall gut rotieren kann und mich nicht im Stich lässt. Ich darf Wladimir keine Chance lassen, im Kampf ganz plötzlich Gas zu geben.“
Stellen Sie sich nun vor, wie Sie darauf reagieren?
„Ich stelle mir vor, wie ich an seinen Körper und seinen Kopf heran gerate. Er wird sich in einigen ihm völlig unbekannten Positionen wiederfinden. Ihm ist noch nicht ansatzweise bewusst, wie schnell ich wirklich bin. Das kann er nicht nachmachen.“
Was passiert, wenn Ihre linke oder rechte Faust Wladimirs Kinn treffen?
„Ihm wird bewusst werden, dass das der Kampf seines Lebens ist. Er wird auf seinen Händen und Knien auf dem Boden kriechen, so wie damals bei Corrie Sanders oder Lamon Brewster. Er wird versuchen sich zu fangen, aber es wird ihm schwer fallen. Der Schiedsrichter wird schlussendlich eine Pause einlegen und mich bitten, zurückzutreten. Und dann werde ich am Ende mit meiner Rechten noch einmal ausholen.
Es wurde schon häufig diskutiert, dass Wladimir gerne die Kontrolle über seine Gegner ausübt. Was denken Sie darüber?
„Ich halte Wladimir für einen Kontroll-Freak. Alle sollen das machen, was er will. ’Sag dies nicht, sag das nicht, sprich nicht über meine Familie…’ Deshalb will ich sein Drehbuch umschreiben und genau das machen, was er nicht möchte – dann fühlt er sich nämlich unbehaglich. Und das werde ich in den Vorbereitungen als auch im Kampf tun.“
Haben Sie Ihm deshalb nicht die Hand gereicht, die er Ihnen bei einer Pressekonferenz angeboten hat?
„Er wollte meine Hand schütteln, genau deshalb wollte ich das nicht. Hätte er es nicht gewollt, hätte ich seine Hand wahrscheinlich genommen. Ich spiele sein Spiel nicht mit! Er hat vertraglich schon seinen Willen durchgesetzt: Er betritt den Ring als Zweiter und bekommt all diese kleinen Aufmerksamkeiten. Darüber hinaus geht es aber nicht nach seiner Nase. Ich weiß, worauf er abzielt und was er von mir erwartet. Und ich mache das genaue Gegenteil.
Wann wussten Sie zum ersten Mal, dass Sie der Schwergewichtsweltmeister sein möchten?
„Solange ich denken kann, war es immer mein Plan, der beste Kämpfer der Welt zu sein. Und ich finde, dass der Titel im Schwergesicht die höchste sportliche Auszeichnung ist. Das habe ich schon immer gewusst! Auch als Cruiser-Champion dachte ich mir, dass dies nur ein Meilenstein auf dem Welt zum Schwergewichts Meister ist. Nun möchte ich Wladimir aus der Liga rauskicken. Viele machen ihn dafür verantwortlich, dass das Schwergewichtsboxen so stumpf und langweilig geworden ist. Aber das liegt nur an seiner Taktik. Es ist Zeit, den früheren Reiz wieder herzustellen.“
Wladimir war schon lange Teil Ihres Plans. Eigentlich sollten Sie ja schon vor zwei Jahren aufeinandertreffen, aber da haben Sie ihn am Ende nur auf Pressekonferenzen attackiert?
„Damals war ich gerade neu in der Schwergewichtsliga. Ich wollte ein wenig rumoren! Wladimir Klitschko galt damals schon als weltbester Boxer. Und ich habe immer auf die Besten abgezielt. Leider ist es nicht zu einem Kampf gekommen. Wahrscheinlich sollte es jetzt erst so sein. Immerhin bin ich nun auch finanziell, körperlich und mental viel besser gerüstet als damals. Ich bin ein besserer Sportler, ich bin stärker, ich bin ein Meister! Es ist eine 50-50 Chance.“
In der Presse gingen damals Fotos von Ihrem T-Shirt mit den abgeschlagenen Klitschko-Köpfen rum. Was für ein Plan steckte dahinter?
„Jeder fragt mich, ob ich diese Aktion bereue. Ich glaube aber, dass ich ohne diese kontroversen Sticheleien nicht hier stünde. Man muss doch immer ein kleines Feuer entfachen, um Interesse zu erwecken. Dass ich weltweit für ein bisschen Aufruhr gesorgt habe, insbesondere in den Staaten und in Deutschland, hat mich noch vor meinem ersten Schwergewichtskampf bekannt gemacht. Alle fragten: Bist du nicht der mit dem verrückten T-Shirt?“
Was denken Sie über Wladimir Klitschkos Persönlichkeit?
„Sein Charakter ist mir eigentlich egal. Wir steigen in den Ring, um gegeneinander zu kämpfen. Und ob er sich nun gut verkaufen kann und viele Sprachen spricht, bedeutet mir nichts. Dafür erntet er keinen extra Respekt von mir, wenn wir den Ring betreten. Als er während seines Studiums zu den Vorlesungen gegangen ist, habe ich im Gym trainiert. Hier habe ich meinen Doktor gemacht.”
Viele Menschen haben großen Respekt davor, dass Wladimir drei Sprachen spricht und eine Vorbildsfunktion darstellt. Warum sind Sie sich überhaupt so zuwider?
„Ich mag es nicht, wie er sich im Ring aufführt. Und was sich außerhalb des Rings abspielt, da kann er meinetwegen auch 100 Sprachen sprechen – interessiert mich nicht. Im Boxen geht es um zwei Männer, die sich ins Gesicht schlagen. Aber wie macht man das? Versucht man die Menschenmasse damit zu unterhalten oder zieht man das auf die trockenste und wirtschaftlichste Weise wie nur möglich durch – auch wenn das die Fans zu Tode langweilt und die Schwergewichtsliga vernichtet? Das macht Wladimir.“
Und was machen Sie anders?
„Schauen Sie sich doch nur mal meinen K.O. -Anteil an. Meine letzten fünf Gegner waren alle größer als ich. Wann hat Wladimir das letzte Mal einen größeren Gegner gehabt? Er sucht sich seine Rivalen sehr vorsichtig aus. Nun hat er mich nicht ausgesucht – ich bin einfach ein anderer Champion. Er hat zum ersten Mal den besten Kämpfer der Welt vor sich stehen. Sonst hat er immer dafür gesorgt, dass seine Gegner kaum Zeit zum trainieren hatten. Und er hat für schlechte Vertragskonditionen gesorgt.“
Wie werden Sie den Kampf nun angehen?
„Ich kann nicht versuchen, ihn aus der Distanz heraus zu treffen, denn er hat längere Arme als ich und fühlt sich wohl in der Position. Daher muss ich in seine Nähe gelangen, damit ich ihn von da aus mit meinen Armen aus dem Konzept bringen kann. Ich werde ihm keine Zeit zum Nachdenken lassen. Er liebt seine kleinen Pausen – die werde ich ihm nicht geben. Alles, worüber er nachdenken darf, ist, wie er mich wieder loswird. Ich schlage härter als alles, was ihm bisher widerfahren ist. Er wurde schon in der Vergangenheit K.O. geschlagen und war verletzt. Das kommt auch dieses Mal auf ihn zu.“
Ist er der beste Mann, gegen den Sie je gekämpft haben?
„Ja, das ist er definitiv. Er hat gerade eine lange Siegesserie hinter sich, befindet sich in der Blütezeit seiner Karriere. Viele Experten halten ihn für die Nummer 1 auf der Welt, das ist er ja auch in allen Ranglisten. Aber ich glaube, dass ich die wahre Nummer 1 bin! Und weil die Mehrheit noch immer glaubt, dass er besser ist als ich, will ich diesen Kampf. Ich will beweisen, dass ich der beste Kämpfer der Welt bin!“
Sie sind mit den berühmten Rocky-Filmen aufgewachsen. Der Film war ja irgendwie eine Prophezeiung ihres Lebens, nicht wahr?
„Das stimmt. Ich weiß noch, wie oft ich die Filme damals geschaut habe. Und ich versuche genau wie Rocky, mich im wahrsten Sinne alleine durchzuboxen. Derzeit trainiere ich hart daran, meinen Körper mehr denn je an seine Grenzen zu bringen. Ich weiß, dass Wladimir nicht in der Lage sein wird, mein Feuer zu bändigen. Er wird zerbröckeln. Ich habe das schon mal in seinen Augen gesehen. Er ist zwar als Kämpfer besser geworden, aber tief im Inneren ist er derselbe Mensch. Sein Herz war schon einmal gebrochen und das wird es wieder sein.“
Ist Lennox Lewis, der am Samstag am Ring sitzen und kommentieren wird, ein Vorbild für Sie?
„Wenn ich gegen jemanden kämpfe, frage ich mich immer: Was würde Lennox wohl mit dem Kerl anstellen? Die Antwort darauf lautet jedes Mal: Er würde ihn verprügeln und K.O. hauen. Ich habe keinen Zweifel, dass Lennox auch Wladimir K.O. geschlagen hätte, auch noch nach seiner Blütephase. Er ist einfach zu groß, zu stark. Ich werde das gleiche mit Wladimir anstellen. Auch wenn ich nicht die körperliche Größe habe, ist meine rechte Hand zu vielem in der Lage. Und wenn ich Wladimir erst einmal erwische, wird er meinen, Lennox und ich hätten ihm gleichzeitig einen Schlag verpasst.““
Quelle Interview und Foto: RTL